Was ist der Unterschied?
Lasten- und Pflichtenhefte sind essenziell für die Entwicklung eines Projekts. Während Auftraggeber:innen in der Regel das Lastenheft formulieren, verfassen das Pflichtenheft Auftragnehmer:innen. In beiden Heften werden Vorstellungen und Ziele des Projektes deutlich. Allgemein dienen Lasten- und Pflichtenheft dem Projektmanagment.
Ohne die klare Definition von Projektzielen und Anforderungen in Form von Lasten- und Pflichtenheften können verschiedene Missverständnisse auftreten. Beispielsweise können Stakeholder verschiedene Vorstellungen der Projektziele haben. Daraus entstehen Fehlinterpretationen der Anforderungen bei einzelnen Teammitgliedern. Das kann zu falschen und unvollständigen Ergebnissen führen. Folgen davon können auch, ungenaue Zeit- oder Ressourcenschätzung, Verzögerungen und Kostenüberschreitung sein.
Mithilfe der Lasten- und Pflichtenhefte treten solche Schwierigkeiten weniger auf. Schließlich beschreiben die Verfasser:innen die Projektziele, Anforderungen sowie Spezifikationen detailliert und formal. Das schafft Klarheit. Jedes Element des Projekts ist wohldefiniert und dokumentiert. Dadurch arbeiten alle Beteiligten präventiv gegen Missverständnisse. Außerdem bietet das Schriftliche die Möglichkeit während des gesamten Projektablaufs auf die Definitionen der Anforderungen zurückzugreifen. So bilden die Lasten- und Pflichtenhefte die Grundlage für die Kommunikation während der gesamten Zusammenarbeit.
Neben den Anforderungen und Zielen dokumentieren die Verfasser:innen unteranderem die Dauer des Projektes, die Ressourcen, Kosten und Qualitätsinformationen. Im Lastenheft schreiben sie was umgesetzt werden soll. Im Pflichtenheft liegt der Fokus darauf, wie das Projekt umgesetzt wird.
Dies ist bei großen Projekten besonders wichtig, da diese detaillierte Planung erfordern. Ein großer Teil des Projektmanagment und der -kommunikation laufen über diese Hefte. Sie sind die Grundlage für die konkrete Arbeit. Die Verfasser:innen berücksichtigen deshalb in beiden nicht nur das Endergebnis, sondern auch die Zwischenschritte. Daraus leiten die Auftragnehmer:innen ihre konkreten Aufgaben und ToDos ab.
Definition Lastenheft
Ein Lastenheft ist ein Dokument, was die Kund:innen- sowie Stakeholder:innen-Interessen beschreibt.
Diese Interessen und Erwartungen an das entstehende Produkt schreiben die Auftraggeber:innen oder Kund:innen in das Lastenheft. Die Fragen „Was soll gemacht werden?“ und „Warum soll es gemacht werden?“ müssen sie beantworten. Ziel des Heftes ist, dass klar den Verfasser:innen und den Leser:innen klar wird, was genau gewünscht und erwartet ist. Inhalt eines Lastenheft ist, Fragen zu den Funktionen, Leistungsmerkmalen, Schnittstellen und Qualitätsmerkmalen zu klären. Auch weitere relevanten Informationen, wie rechtliche Voraussetzungen oder Ansprechpartner:innen, sollen in das Lastenheft. Schließlich dient es als Referenzdokument im Projektmanagment. Anhand dessen soll es auch Unbeteiligten möglich sein, sich eine genauere Übersicht zu dem Projekt zu schaffen.
Fragen, die beim Erstellen eines Lastenhefts beantwortet werden sollen, sind:
- Was soll mein Produkt können?
- Welche Haupt- und Nebenfunktionen braucht mein Produkt?
- Welche Voraussetzungen sind gegeben?
- Welche rechtlichen Vorgaben sind dafür relevant?
- Welche Qualitätsstandards müssen eingehalten werden?
- Welche Leistungsanforderungen gibt es bezüglich Geschwindigkeit, Skalierbarkeit, Zuverlässigkeit, Sicherheit usw.?
Definition Pflichtenheft
Das Pflichtenheft bildet das Pendant zum Lastenheft. Es beschreibt System-Anforderungs-Spezifikationen sowie System-Architektur-Spezifikationen.
Im Gegensatz zum Lastenheft erstellen Auftragnehmer:innen oder Dienstleister:innen das Pflichtenheft. Sie schreiben, wie die formulierten Anforderungen technisch umgesetzt werden. Dabei betrachten sie die Systemebene des Projekts.
Die Auftragnehmer:innen spezifizieren Design, Funktionalität sowie technische Aspekte im Pflichtenheft. Dabei werden Anforderungen konkret ein- oder ausgeschlossen. Das schafft Klarheit über die Art und Weise wie das Produkt umgesetzt wird. Denn im Laufe der Entwicklung dient das Pflichtenheft als Referenz. Daher muss es zuerst von den Kund:innen genehmigt werden, bevor die eigentliche Arbeit beginnt.
Fragen, die in beim Erstellen eines Pflichtenhefts beantwortet werden sollen, sind:
- Welche Architektur, Design, etc. wird verwendet?
- In welcher Programmiersprache ist das Projekt geschrieben?
- Welche Leistungsmerkmale müssen erfüllt sein?
- Welche Sicherheitsmaßnahmen werden berücksichtig?
- Welche Testverfahren werden zur Qualitätssicherung angewendet?
- Wie werden Softwareupdates bereitgestellt und verwaltet?
Inhaltliche Gegenüberstellung Lasten- und Pflichtenheft
Die Folgende Gliederung von Lasten- und Plichtenheft weist auf die Unterschiede beider Projektmanagment-Dokumente. Neben dem Aufbau eines Lastenhefts oder Pflichtenhefts geht sie auch auf den Inhalt ein. Dabei handelt sich sich um Vorschläge. Jedes Projekt ist individuell, daher sind es auch die Lasten- und Pflichtenhefte.
Lastenheft
Einleitung
- Zweck des Heftes
- Informationen zu den Auftraggeber:innen (Verfasser:innen)
- Ggf. Abkürzungen
Projektkontext
- Motivation
- Beschreibung des IST-Zustands
Anforderungen
- Hauptfunktionen und Nebenfunktionen
- Eingeschlossene und Ausgeschlossene Funktionen
- Nicht-funktionale Anforderungen
- Restriktionen
- Beschreibung des SOLL-Zustands
Zeitplan
- Meilensteine
Budget und Ressourcen
Anhänge
- Diagramme und Ressourcen
Pflichtenheft
Einleitung
- Zweck des Heftes
- Informationen zu den Auftragnehmer:innen (Verfasser:innen)
Projektkontext
- Ausgangslage
- Definition der Ziele und Rahmenbedingungen
- Sakeholder und Rollen
- konkretes Vorgehen
- Sonstige Anmerkungen zum Vorgehen
Systemarchitektur
- Technologien und Plattformen
- Dekomposition des Gesamtsystems
- Schnittstellenübersicht
Leistungsanforderungen
- Leistungen
- Verfügbarkeit
- Ressourcen-Anforderungen
Sicherheit
- Datensicherheit
Qualitätssicherung
- Kriterien zur Qualitätssicherung
- Teststrategien
- Dokumentation
Anhänge
- Diagramme und ähnliches